Kein bleierner Himmel über Familiengeheimnisse

Ewa Blauth Fotografie
KATJA RIEMANN und MARGARETHE von TROTTA bei der München-Premiere ©Ewa Blauth

 

Margarethe von Trotta hat in der Vergangenheit insgesamt vier „Schwestern-Filme“ gedreht. DIE ABHANDENE WELT hat mit ihrer ganz persönlichen Geschichte zu tun.

Was hat Sophie Kromberger (Katja Riemann) mit einer amerikanischen Opernsängerin Caterina Fabiani (Barbara Sukova) gemeinsam, außer dass die andere der verstorbenen Mutter ähnelt? Um die Frage zu beantworten, bricht sie nach New York auf, um Caterina kennen zu lernen. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht, weil die Operndiva gar nicht daran interessiert ist, ihre eigene Herkunft zu hinterfragen.

Mit weiblicher List überredet Sophie den Manager der Diva (Robert Seeliger), ein Treffen mit ihr zu organisieren. Langsam wird das Band der Familiengeschichte entflochten. Plötzlich spielt der eigene Vater (Matthias Habich) und sein Bruder (Gunnar Möller) auch eine Rolle im Caterinas Leben.

Zum ersten Mal stehen Barbara Sukova („Rosa Luxemburg“, „Hannah Arendt“) und Katja Riemann („Rosenstraße“) ausgerechnet in einem Film von Margarethe von Trotta gemeinsam vor der Kamera. Beide gehören zu Lieblingsschauspielerinnen der Regisseurin. Als Filmfiguren in DIE ABHANDENE WELT singen sie auch selbst. Das Singen ist fester Bestandteil des künstlerischen Lebens der beiden Frauen. Der Filmtitel entstammt übrigens einem Mahler-Lied.

Margarethe von Trotta ist ein warmer gefühlvoller, bis zuletzt spannender Film gelungen. Familiengeheimnisse sind manchmal sehr kompliziert und sehr verwirrend. Die Liebe darf mal eine ganz private Angelegenheit sein ohne politische Verstrickungen. Wenn jemand nichts von bleiernem Himmel weiß, kann einen tollen Film mit zwei großartigen Schauspielerinnen genießen. Liebe kann herrlich political incorrect sein mit viel Geheimniskrämerei und vielen aus Verzweiflung gefallenen Entscheidungen. Aber am Ende haben wir uns alle wieder lieb, oder?

von EWA BLAUTH